Anfang des 16. Jahrhunderts war die Abtei der Sitz der Äbtissin, heute finden in ihr Kunstausstellungen und Vorträge statt.
In der Regel bilden Stifter und Klöster eine in sich geschlossene Anlage, innerhalb der das Abteihaus im Eingangsbereich zu finden ist. In Wunstorf jedoch weicht die Abtei jedoch von diese Norm ab. So, wie sich das Abteihaus uns heute vorstellt, hat es seit etwa 450 Jahren seinen Platz auf dem Hügel behauptet.
Die Abtei, das Wohnhaus der Äbtissinen des freien weltlichen Stifts zu Wunstorf, war im Laufe der Jahrhunderte einem ständigen Wandel unterzogen, der von der Geschichte und dem bewegten Schicksal Wunstorfs bestimmt war. Im Jahr 871 bestätigte König Ludwig der Deutsche die Schenkung eines Jungfrauenstifts in „Vuoheresthorp“ durch Bischof Dietrich I. von Minden. Spätestens mit dem Bau der Marktkirche St. Bartholomäi und der Errichtung der St. Peter geweihten Stiftskirche werden die Äbtissinen des Wunstorfer Stifts ihren separaten Wohnsitz auf dem Hügel nördlich der Marktkirche gehabt haben.
Urkundlich belegt ist dieser Zustand aber erst seit dem Jahre 1358. Die Lage der vom Stift getrennten Abtei mag unverständlich erscheinen, denn sie befand sich innerhalb der Stadtumwallung. Der frühere Stadtgraben trennte zusätzlich das Weichbild der Stadt vom Stiftsbezirk. Diese abseitige Lage der Abtei kann damit seine Erklärung finden, daß sich an ihrer heutige Stelle zunächst das Kanonikat der St. Bartholomäi Kirche befand. Dieses übersiedelte später in den Bereich des Stifts, um sich mit ihm zu verbinden. Eine besondere Bedeutung fällt dem Abteihügel durch die Annahme zu, daß er der Ort sein könnte, an dem Das Stift ursprünglich gegründet wurde. Insoweit ist es durchaus möglich, daß die Äbtissin, deren Herrschaftsansprüche sich über den Stiftsbereich hinaus auch auf den Kern der Ortschaft erstreckten, diesen begünstigten Platz zu ihrer Wohnstätte erwählte.
Textquelle: Stadt-Info, Infoblatt Nr. 9